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Waste-to-Energy-Anlage

Waste-to-Energy: Istanbuls Beitrag zur weltweiten CO₂-Reduktion
Hitachi Zosen Inova und der türkische Partner Makyol statuieren mit dem Bau des ersten Waste-to-Energy-Projektes Istanbuls ein Exempel. Die Anlage verarbeitet jährlich eine Million Tonnen Abfälle der Metropole am Bosporus und generiert daraus rund 77 MW Elektrizität.

Mehrere Jahre dauerte die Projektentwicklung für den Bau einer Waste-to-Energy-Anlage (WtE) in der türkischen Metropole Istanbul. Mit der Vertragsunterzeichnung im September 2017 zwischen dem Kunden Istanbul Metropolitan Municipality (IMM) und einem Joint Venture aus Hitachi ZosenInova (HZI) und dem türkischen Bauunternehmen Makyol begann die vierjährige Umsetzungsphase der bis dato grössten WtE-Installation Europas. Der Auftrag umfasste das Design und den Bau der schlüsselfertigen Anlage. Ausserdem waren Betrieb und Wartung im ersten Betriebsjahr Bestandteil des prestigeträchtigen Auftrags. Die Projektfinanzierung wurde gemeinschaftlich von HZI, dem Finanzdienstleister AIL Structured Finance und der Schweizerischen Exportrisikoversicherung unterstützt und half, mögliche Währungsrisiken zu mindern.

Strategische Wahl des Standorts
Während bei vielen WtE-Neuanlagen der Standort bereits von Anfang an geklärt ist, musste dieser im Projekt Istanbul zuerst von dem Joint Venture evaluiert werden. In einem ersten Schritt wurden insgesamt elf mögliche Standorte identifiziert. Davon
befanden sich acht auf der europäischen und drei auf der asiatischen Seite der Stadt. Durch die Berücksichtigung von Faktoren wie der Einhaltung von geltenden Gesetzen und Rechtsvorschriften, kommunaler Genehmigungsprozesse, der öffentlichen
Akzeptanz, der Zugänglichkeit des Areals oder der Schnittstellen zur vorhandenen Infrastruktur wurde die Zahl der möglichen Standorte kontinuierlich verringert. Am Ende fiel die Wahl auf den heutigen Standort in der Nähe des neuen Flughafens im Nordwesten der Stadt.

Wichtiges Infrastrukturprojekt
Die Anlage verwertet seit 2021 in drei Verbrennungslinien zirka 15 Prozent der städtischen Siedlungsabfälle. Die daraus generierten 77 MW elektrische Leistung tragen zur Stromversorgung der 16-Millionen-Metropole bei. Mit diesem Projekt
verschreibt sich die Region Istanbul einem ökologischen und nachhaltigen Abfallmanagement. Waste-to-Energy senkt den CO₂-Ausstoss, da der Anteil fossiler Brennstoffe zur Energieerzeugung verringert wird. Ebenso verhindert die thermische
Verwertung klimaschädliche Methan-Emissionen, die bei der Deponierung entstehen würden. Das Projekt trägt somit massgeblich zur weltweiten Reduktion von CO₂ und anderen schädlichen Emissionen bei.
Neben der Energieversorgung und dem Beitrag zur Dekarbonisierung generierte das neue WtE-Projekt von Anfang an auch ökonomischen Mehrwert für die Region: Über ein Fünftel aller Komponenten wurden von lokalen Gewerben produziert. Zudem
beschäftigte man für sämtliche mit dem Bau und dem Anlagenbetrieb in Zusammenhang stehenden Arbeiten ausschliesslich regionale Arbeitskräfte.

Präzise abgestimmte Technologie
Ausschlaggebend für die Wahl der Technologie und das Design der Anlage waren unterschiedliche Faktoren. Einer der Hauptaspekte bei der Planung war die Zusammensetzung des zu verarbeitenden Mülls. Dazu wurden über mehrere Jahre zu
verschiedenen Wochentagen und in verschiedenen Bezirken Istanbuls Studien zur Abfallcharakterisierung durchgeführt, um einen repräsentativen Wert zu erhalten. Die Anlage wurde schlussendlich für Abfallströme mit einem Heizwert von 6.000 bis 9.000 kJ/kg ausgelegt. Die gemischten Siedlungs- und Gewerbeabfälle werden via LKW zu der architektonisch markanten Abfallverwertungsanlage geliefert und im Bunker gelagert. Ein Kran mischt den Abfall und beschickt die drei Verbrennungslinien über den Einfülltrichter. Von dort wird er von einem Dosierstössel auf den HZI-Rost gefördert. Dieser unterscheidet sich im Projekt Istanbul mit einer Grösse von 187,5 m2 deutlich von anderen europäischen WtE-Anlagen. Ein vollintegriertes Prozessleitsystem sorgt für eine stabile und effiziente gestufte Verbrennung und einen optimierten Ausbrand auf
dem Rost. Nach der Verbrennung wird die Rostasche im Nassverfahren via Stösselentschlacker ausgetragen.
Die Rauchgase aus der Verbrennung werden gemäss strengsten Emissionsrichtlinien in der nachgeschalteten Abgasbehandlung gereinigt und kontinuierlich überwacht, bevor sie über den Kamin in die Atmosphäre geleitet werden. Die Energie aus den Rauchgasen wird zur Erzeugung von überhitztem Dampf genutzt, der in einer Turbine expandiert wird, um mittels eines Generators Elektrizität zu erzeugen.

Zukunftsperspektive nachhaltiges Müllmanagement
Die erste WtE-Anlage Istanbuls ist nicht nur ein Pionierprojekt für die Stadt, sondern hat auch umweltpolitische Relevanz. Wurden die Abfälle in der Vergangenheit ausschliesslich deponiert, ist man heute bestrebt, gängige EU-Umweltvorschriften
umzusetzen – sicher auch im Hinblick auf einen möglichen künftigen EU-Beitritt. Entsprechend vielversprechend zeigt sich der Markt für weitere WtE-Anlagen in der Türkei.